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Re: Bankkontenmodell
From: |
Reinhard Wiesemann |
Subject: |
Re: Bankkontenmodell |
Date: |
Sat, 01 Sep 2001 11:52:10 +0200 |
User-agent: |
Microsoft-Outlook-Express-Macintosh-Edition/5.02.2106 |
Hallo Ralf & alle,
> Aber die Möglichkeiten und auch Gefahren von Ideen-Klau bis zu
> Quelltext-Übernahme ist natürlich extrem groß, wenn das Projekt von
> allgemeinerem Intresse und entsprechend großem potentiellem Kundenkreis
> ist.
das sehe ich auch so.
>
> Der Witz beim Job als freier Software-Entwickler ist eben nun mal,
> das man seine Arbeit evtl. auch mehrfach verkaufen kann. Erst dann
> kommt man auf den berühmten grünen Zweig.
An dieser Stelle könnte (sollte?) eine Diskussion über das Basiskonzept der
freien Software beginnen. Soweit ich das verstanden habe, läuft es in der
Tendenz auf eine sehr "arbeits-orientierte" Bezahlungsstruktur hinaus, in
der die Bezahlungs-Komponente "Rechte" unterdrückt wird:
Die 4 Freiheiten und die GPL erlauben zwar den Verkauf eines Programmes,
aber sie stellen es jedem Käufer frei, das Programm anschließend zu
verschenken. Daraus folgt für mich, daß es immer nur einen einzigen
Verkaufsvorgang geben kann. Und daraus folgere ich, daß dieser eine
Verkaufsvorgang "hoch gehängt" werden muß, damit man dem Programmierer
gegenüber fair bleibt / damit er ein angemessenes Honorar erhält.
Diese Gedanken sind in dem "Bankkontenmodell" abgebildet. Die Allgemeinheit,
vertreten durch die Förderer, kauft dem Programmierer seine Software ab und
macht sie zum Allgemeingut. Hier können regelrechte Verhandlungen
stattfinden - bisher ist vielleicht eine Gruppe von 10 Förderern bereit,
einen Betrag von 200.000 DM für das Programm zu zahlen, der Programmierer
ist aber nur bereit, es gegen Zahlung von 300.000 DM frei zu geben.
Zurück zu Deinem Argument:
> das man seine Arbeit evtl. auch mehrfach verkaufen kann. Erst dann
> kommt man auf den berühmten grünen Zweig.
Dies wäre nicht nötig in dem oben ausgemalten Modell. Der Programmierer muß
sich nur um den _einen_ Verkaufsvorgang kümmern und zieht aus diesem den
Gewinn, den er sonst aus mehreren Verkäufen bekommt. Mir gefällt dieses
Modell, weil der Programmierer sich damit viel mehr um seinen eigentlichen
Job kümmern kann und die Multiplikations-Arbeit von anderen geleistet wird
(ganz viele andere Freie-Software-Aktive, die das der Allgemeinheit
gehörende Programm bei vielen vielen Kunden installieren).
Im Moment ist der Programmierer gezwungen, eine ziemlich aufwendige
Multiplikations-Maschinerie aufzubauen und zu betreiben, wenn er "auf einen
grünen Zweig" kommen will. Entweder muß er selbst viele Installationen
durchführen und betreuen oder er muß Leute einstellen oder Verträge mit
Externen machen und kommt eigentlich, egal wie er es macht, mit zunehmendem
Erfolg seiner Software immer mehr selbst in eine Verwaltungs- und
Organisations-Position.
Das Modell der freien Software wäre anders: Der Programmierer muß sich bei
Fertigstellung seines Programmes (und auch bei jedem Update)
_ein_einziges_Mal_ um den Verkauf kümmern. Danach übernehmen andere.
Eigentlich ist das eine verbesserte Form der Arbeitsteilung.
Viele Grüße
Reinhard
- Re: Bankkontenmodell,
Reinhard Wiesemann <=