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Re: [Fwd: Spiegel Autor (möchte) "Lob statt Ge halt"] |
Date: |
Mon, 28 Jan 2002 17:59:21 +0100 |
Liebe Spiegel-Online-Leser
Für alle Ihre Zuschriften, ob sie nun kritisch oder zustimmend waren, möchte
ich mich herzlich bedanken. Bitte entschuldigen Sie, dass ich keine
individuellen Antwortmails schreiben kann. Viele Leser werden Ihre
Anmerkungen aber gewiss wiederfinden.
Im Gegensatz zu vielen Beiträgen, die sie mir zur Lektüre empfohlen haben,
erhebe ich gar nicht den Anspruch, dass meine Einordnung von GNU /
Open-Source in das bestehende Wirtschaftsgeschehen richtig ist. Einen
Diskussionsanstoss wollte ich liefern und das ist wohl gelungen.
In den Foren der Linux-Gemeinde wurden die Beiträge ebenso diskutiert. Kaum
ein Teilnehmer war mit meiner Darstellung einverstanden. Als unrichtig wurde
mein Versuch Copyleft von Open-Source zu differenzieren kritisiert. Wenn man
alle Threads liest wird aber schnell klar, wie schwer es Teilnehmern fällt,
einen besseren Ansatz zu liefern. Auch meine Beschreibung zur
Geschenkeökonomie und der Ideologisierung der Idee des Copyleft fand nicht
ungeteilten Zuspruch. Auch hier offenbaren die Diskussionsbeiträge der
Foren, dass sich die Auseinandersetzung mit der Idee und ihren sozialen wie
ökonomischen Folgen exakt zwischen den von mir dargestellten Polen bewegt.
Bei allen Leserbriefen ist auffällig, dass die kritischen Kommentare fast
ohne Ausnahme von Programmierern der Open-Source-Szene stammen. Der Begriff
der Geschenkökonomie ist irreführend: Wer ein Open-Source-Projekt nutzt und
durch eine eigene Programmierleistung ergänzt, der lässt sich nichts
schenken. Wenn ein User jedoch eine Linux-Distribution und allerlei
Free-Software-Produkte benutzt, als sei es Windows, Office oder Photoshop,
dann wird er von Ihnen quasi beschenkt. Die Programmierer sind meinetwegen
eine Solidargemeinschaft, während der User ohne Gegenleistung profitieren
kann.
Lassen Sie mich folgende Missverständnisse klarstellen:
Ich habe nur Eckpunkte einer Diskussion dargestellt. Meine Meinung aus
dieser Darstellung abzuleiten kann nicht funktionieren.
Auf keinen Fall behaupte ich, dass Free-Software-Aktivisten durch ihr
Treiben zum Diebstahl geistigen Eigentums antreiben.
Was den Vorwurf der unzulässigen Vereinfachung oder der Oberflächlichkeit
betrifft, bitte ich zu berücksichtigen, dass die Lektüre der beiden Beiträge
praktisch keine Vorkenntnisse erfordert. Zusammen mit dem begrenzten Umfang
und der Vielschichtigkeit des Themas, bleibt es bei einem oberflächlichen
Anriss unterschiedlicher Aspekte. Extra für Fachleser habe ich einigen
Quellen angegeben, die in einigen Punkten herrlich ins Detail gehen. Dabei
habe ich absichtlich nicht die bekannten "Standartenträger" gewählt, sondern
hier auf Soziologen gesetzt. Einen solchen Blickwinkel bieten die oft
gelobten Computer-Fachzeitschriften eher selten.
Ich hoffe, diese universelle Antwort stellt Sie zufrieden.
Mit freundlichen Grüßen,
M. Gongolsky
www.mediaclinic.de
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